Reise auf den Spuren der Vergangenheit

20.06.2014 22:04

Eine Reise auf den Spuren meiner Familien Vergangenheit. Eine Reise durch drei Länder, drei Kulturen. Das klang ja schon verlockend und wild romantisch als ich mich versuchte irgendwie vor drauf vorzubereiten. Mit meinen Großeltern war ich das letzte Mal gemeinsam im Urlaub als ich 5 Jahre alt war. Und wirklich daran erinnern kann ich mich kaum noch. So war das schon etwas, worüber ich mir Gedanken gemacht hatte. Kommen wir zurecht wenn wir da 3 1/2 Wochen aufeinander hocken? Und wie ist es wohl, wenn ich die Geschichte meiner Vorfahren kennenlerne und an den Orten vorbeikomme, wo auch meine Großeltern und Urgroßeltern schon selber mal waren und aufwuchsen?

Und dann ging es los. Erst einmal nach München, den Bruder besuchen und den Pseudo-Cousin meiner Omi, der ja doch über verschiedene Umwege mit ihr verwandt ist. Unterwegs lernte ich schon mal ein paar Worte Rumänisch, die mir noch ganz stark ans Herz wachsen sollten: Bunikutza und Bunikule. Omi und Opi. Es ist schon was anderes die Großeltern in der Landessprache anzusprechen, in dem sie selber großwerden, auch wenn sie selber dort immer nur Deutsch sprachen. 

Nach kurzem Aufenthalt ging es dann auch schon wieder weiter in Richtung Wien, durch die Wachau, an der Donau entlang. Kaum über die Landesgrenze wechselte mein Opi auch schon gleich seine Sprache und sprach plötzlich Wienerisch mit uns. Wir schwelgten in ihren Erinnerungen und träumten von ihrem Traumhaus in der Wachau, welches sie vor 40 Jahren hatten kaufen wollten, es aber nicht konnten mit dem kleinen Gehalt. Und doch haben wir es tatsächlich noch mal finden können - zumindest das Grundstück, welches seit dem mehrfach den Besitzer gewechselt hatte und auch häuslich durch umbauten stark verändert hatte. 

In Wien selber dann kam der Überfluss an Eindrücken und der Geschichte der Stadt! WOW! Unglaublich groß und unglaublich schön und unfassbar Reich an Geschichte ist diese Stadt und eigentlich auch das ganze Land. Ich lernte auch viele Cousins und Cousinen meines Großvaters kennen und lieben und wir fuhren durch die Stadt, auf der Jagd, so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich anzuschauen und fotografieren, aber auch um die Orte zu besuchen, die für meine direkte Familie wichtig waren. Die erste Wohnung, als sie aus Rumänien hätten ausreisen dürfen, und dann die Straße, in der meine Mutter aufwuchs, wo sie im Winter Schlitten fuhr, wo sie Sonntags in den Gottesdienst gingen, in welchem Krankenhaus meine Onkels geboren wurden, und vieles mehr. Schloss Schönbrunn, Schloss Belveder, der Prater, die Kärnterstraße und der Stefansdom wurden noch dazugeworfen, wie auch der sagenhafte Blick auf Wien vom Kahlenberg. 4 Tage und 600 Bilder später hieß es Abschied nehmen von Wien und Österreich und wir saßen wieder im Auto auf dem Weg durch Ungarn nach Timisoara, Rumänien, unserem nächsten Stop auf der Reise. Sobald wir die österreichische Grenze hinter uns gelassen hatten tat sich mir eine ganz neue Welt auf: ich verstand praktisch kein Wort mehr und habe mich zum ersten Mal seit langem wieder hilflos gefühlt, weil ich mich absolut nicht verständigen konnte. 

Aber eigentlich machte das ja nichts. Meine Großeltern waren ja immer da und ich beschloss einfach, nicht von ihrer Seite zu weichen, ich hätte mich auch nur gnadenlos verlaufen. Irgendwie sieht erstmal alles gleich aus. Auf den Spuren der Vergangenheit sind wir dann aber auch immer wieder die gleichen Straßen entlang gefahren und dann sah ich auch irgendwann die Unterschiede. Und es war schön so viele Geschichten zu hören, wie und wo meine Omi geboren und auch aufgewachsen ist, wo sie zur Schule ging.